West-östliche Große Krisen
10 Seiten | Autor: Elmar Altvater
Der Zusammenbruch der Gesellschaften des realen Sozialismus in Osteuropa, der „Übergangsgesellschaften“, wie sie lange Zeit in Ermangelung besserer Begriffe bezeichnet worden sind, ist vom amerikanischen Präsidenten George Bush selbstbewußt zum Sieg des „freien Westens“ im Kalten Krieg erklärt worden. Nach dem 40jährigen Dauerversuch, eine sozialistische Alternative zur kapitalistischen Gesellschaft zu errichten, steht das sozialistische „institution building“ allerdings vor einem Desaster von ökonomischer Krise, politischer Delegitimierung, sozialer Desintegration, ökologischer Katastrophe, individueller Enttäuschung, Verzweiflung und Empörung. Das Scheitern dieses Versuchs ist so deutlich, daß mit der Offensichtlichkeit erstens auch die Ursachen auf der Hand zu liegen und zweitens die jahrzehntelangen theoretischen und ideologischen Anstrengungen, die Überlegenheit kapitalistischer Marktwirtschaften zu belegen, nun eindrucksvoll durch die Geschichte nicht-marktwirtschaftlicher Gestaltung der gesellschaftlichen Organisation bestätigt zu sein scheinen, so daß nachfragende Reflexionen überflüssig erscheinen.
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