Fritz Behrens: »Man kann nicht Marxist sein, ohne Utopist zu sein…«
4 Seiten | Autor: Michael Brie
Man könnte meinen und so meint der Zeitgeist, der Zusammenbruch des sowjetischen Staatssozialismus habe nicht nur die offizielle Ideologie des Marxismus-Leninismus entwertet, sondern zugleich auch die Häretiker und Ketzer dieses Sozialismus rückwirkend ihrer Bedeutung über den bloßen Gegensatz zu einem gescheiterten System hinaus beraubt. Die Geschichtsschreibung liebt die Sieger und nicht die Besiegten, es sei denn, man ergibt sich der Faszination der Macht. Den vielen Biografien über Stalin stehen nur wenige zu Bucharin gegenüber. Aber der über das Gestern hinausweisende Gehalt einer Position oder Tat liegt nicht darin begründet, wie wirkungsvoll diese gewesen ist, sondern in wieweit sie Bleibendes hinterlassen kann. Und dies zu entdecken, ist eine Aufgabe der Zeitgenossen. Die Flaschenpost der Toten muss geöffnet werden für kommende Generationen, die sie aneignen können als fortdauernde Erfahrung und Chance eigener Aufklärung ohne die Kosten eigener Niederlagen.
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