Prekäre Gefühle
12 Seiten | Autor: Veronika Zink
Im Zuge der viel zitierten „Entzauberung der Welt“ und der damit verbundenen Rationalisierung, Funktionalisierung und Zivilisierung eines vermeintlich modernen Blicks auf die Wirklichkeit, wurde den Gefühlen, folgt man soziologischen Zeitdiagnosen, ein sekundärer und nicht zu berücksichtigender Status zugesprochen. Dem Emotionalen wurde hierbei keine Bedeutung beigemessen. Es galt höchstens als eine dysfunktionale und zu kontrollierende Instanz. Die Blickrichtung scheint sich jedoch verändert zu haben, was uns nicht zuletzt durch den heraufbeschworenen Paradigmenwechsel eines Emotional Turn vor Augen geführt wird. Ganz allgemein, sehen wir uns mit einer sich verändernden kulturellen Bedeutung des Emotionalen und den damit verbundenen Formen der Emotionalisierung konfrontiert. Das Gefühl ist omnipräsent: Kaum eine mediale Werbebotschaft, die ohne den Verweis auf das Label ‚Emotion‘ auskommt, kaum ein Großereignis, das nicht mit emotionalen Codes beladen würde. Auch abseits der medialen Pfade appellieren wir beständig an die Gefühle und das emotionale Verstehen unseres Gegenübers und versuchen ebenso, unser kerninneres Empfinden möglichst effektreich nach außen zu tragen.
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