Schwerpunkt: Jugend und Revolte im "Arabischen Frühling"

aus Berliner Debatte 2014/4

67 Seiten | Autor: Isabel Schäfer

Erwerben Sie ALLE sieben Beiträge des Themenschwerpunkts zum VORZUGSPREIS -- Valeska Henze gibt einen Überblick über den theoretischen Stand der Forschung zum Jugendbegriff im Allgemeinen, der als analytische Kategorie in den Sozialwissenschaften nicht unumstritten ist. Im Kontext dieses Themenschwerpunkts wird „Jugend“ nicht als ein monolithischer Block oder homogene Einheit verstanden, sondern als Prozess, als Phase der Transition zwischen Kindheit und Erwachsensein, als viele Jugenden mit vielen Gesichtern und Facetten sowie – angelehnt an Asef Bayats Konzept der „youthfulness“ oder „Jugendlichkeit“ – als Dispositionen von Verhaltensweisen und Wissen, die mit „jung sein“ assoziiert werden. Die einzelnen Beiträge nähern sich auf unterschiedliche Weise hieran an. Alle Beiträge beschäftigen sich auf ihre Weise mit der Frage, was es heute bedeutet, „jung zu sein“ in verschiedenen Gesellschaften rund ums Mittelmeer, im Kontext der Proteste und Revolten von 2011 und danach. Carolina Silveira betrachtet Jugend in ihrer Rolle als politischer Akteur in Tunesien und geht hierbei auf Fragen der politischen Partizipation im tunesischen Transitionsprozess und der geringen Präsenz der „jungen Revolutionäre“ in den neu gegründeten Parteien und in der weiter gefassten politischen Landschaft ein. Anna Lührmann beschäftigt sich mit der jungen Generation in den politischen Umbrüchen in Libyen. Dabei geht es ihr insbesondere um deren politische Partizipation, Formen der Mobilisierung, der Selbstorganisation und die letztendlich fortgesetzte Exklusion in den neu entstehenden, 2014 teilweise bereits wieder aufgelösten politischen Strukturen. Inwiefern der politische Islam ein alternatives politisches Gesellschafts- und Lebenskonzept für junge Menschen darstellt, fragt Charlotte Biegler-König. Unterlegt mit Beispielen aus den ägyptischen und tunesischen Umbruchprozessen analysiert sie Gründe für die neue Religiosität junger Menschen, die Attraktivität islamistischer Parteien oder salafistischer Gruppierungen für junge Menschen. Daniel Farell untersucht die Rolle von Kunst in den Protestbewegungen im Kontext der ägyptischen Revolution. Hierbei geht er vor allem auf Street Art und künstlerische Protestaktionen ein, auf die Nutzung künstlerischer Kreativität für politischen Aktivismus sowie auf die Entstehung neuer Ausdrucksformen. Inken Bartels analysiert die Veränderungen in der Migrationspolitik nach der tunesischen Revolution. Emigration ist eine Art Ventil für die junge Generation, die in ihrem Land kaum Perspektiven sieht und von einem besseren Leben in Europa träumt. Parallel zur ansteigenden Emigration aus dem eigenen Land sieht sich Tunesien seit 2011 mit zunehmender Immigration aus dem krisengeschüttelten Nachbarland Libyen und mit anhaltender Transitmigration aus Subsahara-Afrika konfrontiert. Außerhalb der staatlichen Migrationspolitik engagieren sich verstärkt zivilgesellschaftliche Organisationen und Akteure in diesem Bereich, darunter auch einige von jungen Aktivisten gegründete Initiativen. Gözde Böcü betrachtet die Protestbewegung in der Türkei und die Rolle der „Gezi-Generation“. Die Türkei ist als Teil des südlichen und östlichen Mittelmeerraums direkt von den Entwicklungen in den arabischen Nachbarstaaten betroffen, wie der aktuelle Syrien-Irak-IS-Konflikt zeigt. Die politischen Konstellationen in der Türkei unterscheiden sich von denen der arabischen Umbruchländer; in den Protestformen, -slogans und -zielen der jungen Generation sind jedoch gewisse Parallelen zu erkennen. Die Proteste der Gezi-Generation sind Teil einer breiteren transnationalen Protestwelle, die 2011 in Tunesien ihren Anfang nahm und an verschiedenen Orten im gesamten Mittelmeerraum aufflammte.

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Erschienen in
Berliner Debatte 4 | 2014
Jugend und Revolte im "Arabischen Frühling"
178 Seiten

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