Die „Schatzkammer“ öffnen: Die Rolle der Auslandschinesen in der Seidenstraßen-Initiative
12 Seiten | Autor: Carsten Schäfer
Regierungsoffiziell wird in China die Zahl der weltweit außerhalb Chinas lebenden chinastämmigen Menschen auf 60 Millionen Personen beziffert. Ihr Kapital schätzt Peking auf 5 Billionen US-Dollar, was die „Diaspora“ zur „drittgrößten Wirtschaftsmacht der Welt“ machen würde. Der Begriff „Auslandschinese“ umfasst sowohl chinesische Staatsbürger als auch ethnische Chinesen mit ausländischer Staatsbürgerschaft. Mit dem Seidenstraßen-Projekt (BRI) ist eine „neue“ Diasporapolitik verbunden, die zum reibungslosen Engagement in den 65 Ländern entlang der Seidenstraße beitragen soll. Ziele sind, „Verständnis für China“ zu erzeugen, die chinesische Sprache und Kultur zu verbreiten sowie ein positives Image „des Chinesen“ zu präsentieren, das dem konfuzianischen Ideal des „Wohltäters“ entspricht. Dank ihres Sozialkapitals und ihrer Kenntnisse der Sprache, Kultur und „Denkweise“ vor Ort kennen Auslandschinesen die ökonomischen Besonderheiten vor Ort, die bürokratischen Strukturen, die Gesetzeslage und das politische Umfeld in den Partnerländern der BRI. Die damit verbundenen offiziösen Diskurse unterscheiden von denen, die an anderen Stellen verbreitet werden. Hier erscheint die BRI als vornehmlich „pan-chinesisches“ Projekt, an dem v. a. Chinesen weltweit partizipieren. Die EU und Deutschland sollten nicht darauf warten, dass Peking eine ihnen genehme Vision einer gemeinsamen Zukunft entwirft. Nötig ist eine gemeinsame Vision jenseits der aufkommenden Formel eines „Neuen Kalten Kriegs“.
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