Walter Kempowskis „Das Echolot. Abgesang ’45“
13 Seiten | Autor: Roger Woods
Roger Woods analysiert „Das Echolot. Abgesang ’45“, den letzten Band von Walter Kempowskis „kollektivem Tagebuch“ des Zweiten Weltkrieges, vor dem Hintergrund theoretischer Diskussionen zur subjektiven Erfahrung der Geschichte und zur Gegenüberstellung von homogenisierten und heterogenen Formen der Erinnerung. Ein Vergleich von Kempowskis Originalunterlagen im Archiv der Berliner Akademie der Künste mit den Auszügen, die im „Abgesang ’45“ veröffentlicht wurden, zeigt, dass das Material, das Kempowski erhalten hatte, nicht immer eine Sammlung von originalen Briefen, Tagebüchern und Notizen aus den letzten Jahren des Krieges ist, wie der Untertitel des Echolot-Projekts – „ein kollektives Tagebuch“ – nahelegt. Zwar vermittelt „Abgesang ’45“ einen für die heterogene Erinnerung von Individuen charakteristischen internen Dialog, aber dieser Dialog spielt eine untergeordnete Rolle im Vergleich zur Darstellung kollektiven deutschen Leids, die Kempowski durch Auswahl, Überarbeitung und Rekontextualisierung des Archivmaterials priorisiert.
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