Provinz und Provinzialismus in kritischen Debatten der BRD der 1970er Jahre
12 Seiten | Autor: Bernd Belina
Aktuelle rechtspopulistische Mobilisierungsstrategien geben vor, die „Provinz“ gegen „urbane Eliten“ der Metropole zu verteidigen. Linke (und meist urbane) Intellektuelle haben dem auffällig wenig entgegenzusetzen. Zu lange hat es von dieser Seite keine ernsthafte Beschäftigung mit der vom Kapitalismus hervorgebrachten Unterscheidung zwischen Zentrum und Provinz sowie darauf aufbauenden Denk- und Verkehrsformen des Provinzialismus gegeben. Bernd Belina ruft die kritische Debatte zu Provinz und Provinzialismus aus der BRD der 1970er-Jahre (und teils der 1960er-Jahre) in Erinnerung, indem er eine strukturierte Collage aus „Fundstücken“ präsentiert, die weiterhin relevante Erkenntnisse bereithalten: Die Provinz als Raumkategorie in ihrem heutigen Sinn, gekennzeichnet durch wenig dichte Besiedlung und dadurch, dass über sie weitgehend von Akteuren und Strukturen der Zentren entschiedenen wird, ist Produkt der räumlich ungleichen Entwicklung des Kapitalismus. Es sind diese räumlichen Verhältnisse, die Provinzialismus – verstanden als apodiktisches Setzen des Eigenen gegen das Fremde – begünstigen, aber nicht bedingen. Provinzialismus lässt sich daher häufiger, aber nicht nur in der Provinz finden. Grund und Ziel der Befassung mit Provinzialismus und Provinz ist die Entprovinzialisierung. Diese muss sich, um Erfolg zu haben, den Bedingungen der Provinz stellen.
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