„Ein Kollektivwesen namens Gehlen“
17 Seiten | Autor: Andreas Heyer, Wolfgang Harich
Die Liste von Marxisten, die sich mit der Anthropologie Arnold Gehlens auseinandersetzten, ist nicht lang, dafür umfasst sie klangvolle Namen: Bertolt Brecht, Agnes Heller, Leo Kofler, Georg Lukács, Ernest Mandel. Hinzuzufügen ist Wolfgang Harich. 1949 hatte Harich nach eigener Auskunft Gehlens „Der Mensch“ zum ersten Mal gelesen und einen Denker entdeckt, der im Hinblick auf anthropologische Fragestellungen, zum Problem der Sprachentstehung usw. zu analogen Erkenntnissen gelangt war. Harich schrieb Gehlen euphorisch. Gehlen antwortete rasch und freundlich auf den Brief aus Ost-Berlin. Aus dem ersten Kontakt entwickelte sich eine über 25 Jahre währende Beziehung zwischen dem Marxisten Harich und dem „erzkonservativen Denker“ Gehlen. Die beiden hier veröffentlichten Texte Harichs umfassen deren Anfang und Ende. In dem Brief an Gehlen vom 26. April 1952 sucht Harich diesen zum einen zu einer „überarbeiteten Lizenz-Ausgabe des ‚Menschen‘ für die DDR [zu] veranlassen“, zum zweiten schlägt er ihm eine Professur an der Humboldt-Universität vor – „Sie brauchen uns, und wir brauchen Sie!“ Man staunt ob der Keckheit des Vorhabens und von Harichs Ton. 1978 sollte Harich für eine geplante italienische Ausgabe von Gehlens „Der Mensch“ das Vorwort schreiben. Er gibt in ihm eine Bilanz seiner Auseinandersetzung mit Gehlen und dessen Werk. Brief und Vorwort, das seinerzeit dann doch nicht veröffentlicht wurde, sind dem Band 11 von Harichs „Nachgelassenen Schriften“ als Vorabdruck entnommen. Einleitend skizziert deren Herausgeber Andreas Heyer Harichs Beziehung zu Gehlen und seine Auseinandersetzung mit dessen philosophischer Anthropologie.
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